Vernissage: Alexander Dörr „Leben und Anworten“
Ausstellung vom 18.1. bis 11.2.2024
Alexander Dörr ist ein Künstler, der nicht aufzuhalten ist. Er kann nicht einhalten, bis die Leinwand so gefüllt ist, wie er meint, keinesfalls verspielt, sondern im Gegenteil oft, indem er aufschreit mitten in einem Gedränge, in dem kein Winkel leer bleibt.
„Horror vacui“, nennt sich in der Kunst solche „Angst vor der leeren Fläche“, mit der man die Überfülle bezeichnet. Sie hat verschiedene Kunstepochen geprägt wie das Barock, wo sie bis in den Raum vorstößt oder in der indischen Kunst, wo kein Quadratzentimeterchen mehr ungestaltet bleiben sollte.
In der Moderne sind es Künstler wie Jackson Pollock oder auch Jean Dubuffet, die mit ihren Spritzern und Kratzern, ihrem Dripping-Verfahren des Übergießens, Alexander Dörr ist ein Künstler, der nicht aufzuhalten ist. Er kann nicht einhalten, bis die Leinwand so gefüllt ist, wie er meint, keinesfalls verspielt, sondern im Gegenteil oft, indem er aufschreit mitten in einem Gedränge, in dem kein Winkel leer bleibt.die Leinwände total füllen und damit zugleich ihren Stil fanden. Alexander Dörr bleibt in der Figuration. Was er sagen will, ist an Situationen und Erlebnisse gebunden.
Es scheint keinen Anfang und kein Ende zu geben in dieser Fülle von Gesichtern, die im Bildgedränge aneinanderstoßen. Dabei sind sie keinesfalls schematisiert, sondern alle haben ihren eigenen Ausdruck gefunden, ob es „Märtyrer“ oder Leute aus „Babylon“ sind, oder ob sie ins Maskenhafte rutschen. Und selbst da, wo der Künstler 2017 nur ein „Zwiegespräch“ mit sich selber führt, werden wir von der Fülle der malerischen Gesten überrollt.
„Die Leute wollen in der Kunst schöne Blumen, schöne Wiesen und Landschaften sehen“, sagt der Maler, wenn er seine Bilder selbst betrachtet. „Aber ich gucke ein bisschen hinter die Kulissen des Lebens“, fährt er fort und erklärt so, dass sein Schwerpunkt auf dem Menschenbild liege. Dabei geht es ihm nicht um einen bestimmten Stil. „Manchmal male ich sehr detailliert, dann wieder abstrakt“.
Es ist und bleibt immer eine existentialistische Auseinandersetzung mit den Menschen. Bald begegnet uns ein stechender Blick, bald geschlossene Augen, bald treten die Gestalten nach vorn, bald ducken sie sich ab. Grotesk erinnern sie an Pieter Breughel, der die „Narretei der Welt“ in seinen Bildern darstellte. Dann wieder sind sie mit einer literarischen Begegnung mit Franz Kafka unterfüttert, wie in dem Werk: „Die Verwandlung des Gregor Samsa“.
Eine archaische Schaffenskraft bricht sich Bahn und für die Betrachter und Betrachterinnen bleibt das Geheimnisvolle, Schauerliche, Unerklärliche bestehen, eben das Geheimnis Mensch.
Heidrun Wirth
Im Anschluss gibt’s den gemütlichen Kneipenabend-Tumult mit Kicker, Klönen und Kaltgetränk